Lesen ist die wichtigste Kompetenz überhaupt. Nur durch gute Kenntnisse im Lesen können Zahlen, mathematische Aufgaben sowie Buchstaben, Worte und Texte erarbeitet werden. Diese stellt einen großen Teil der Lebensqualität überhaupt dar.
Das Konzept der Lesestube wurde für Kinder in der Grundschule und der weiterführenden Schule entwickelt, um die Lesekompetenz zu fördern. Das Lesetraining wird durch Herrn Jürgen Hallermann durchgeführt.
In den Räumlichkeiten ist die Leseförderung von der schulischen Umgebung losgelöst. Die Kinder lesen in einer gemütlichen Atmosphäre eines Wohn- bzw. Lesezimmers ohne Druck und Erwartungshaltungen. Entgegen der schulischen Forderungen lesen die Kinder nicht von Blättern, sondern in Büchern. Je nach Lesevermögen wählen die Kinder selbst, welches Buch sie lesen möchten. Beim Lesen werden sie „begleitet“. Große Anwendung findet dabei das Corrective Feedback durch Herrn Jürgen Hallermann. Dies führt in kurzer Zeit zu einer deutlichen Verbesserung der Lesefreudigkeit und auch der Lesekompetenz.
Die Lesekompetenz ist die Fähigkeit, einzelne Worte, Sätze und ganze Texte flüssig lesen und im Textzusammenhang verstehen zu können. Sie gehört neben der Schreibkompetenz und dem Rechnen zu den Grundfertigkeiten, die in der Grundschule erworben werden sollen.
Die Lesekompetenz ist die Fähigkeit, geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben besser teilzunehmen. Sie hängt unter anderem von der Lesegeschwindigkeit und damit in hohem Maße von der Konzentrationsfähigkeit und der Kurzspeicherkapazität der lesenden Person ab. Weiterhin ist sie eine der wichtigsten Schlüsselqualifikationen und die Basis für den Erwerb zusätzlicher weiterer Kompetenzen wie z. B. die Schreibkompetenz und die Rechenkompetenz. So ist zum Beispiel die Nutzung des Internets ohne eine ausreichende Lesekompetenz schwerlich vorstellbar.
Weitere Informationen finden auf den besonderen Seiten der Lesestube.
Unter einer voll ausgebildeten Schreibkompetenz (engl. writing literacy) versteht man die Fähigkeit, einen Text, abstrahiert vom Hier und Jetzt, über die unmittelbare Schreibzeit und den Schreibort hinaus prinzipiell für jedermann lesbar verfassen zu können (vgl. Ossner 1995).
Es wird heute allgemein davon ausgegangen, dass der Weg zu einer voll entwickelten Schreibkompetenz über mehreren Stadien führt. Eine mögliche Darstellung solcher Stadien stellt Bereiters Modell der Entwicklung von Schreibstrategien dar. Bereiter (1980) unterscheidet dabei sechs Fähigkeitskomplexe, die eine entwickelte Schreibkompetenz kennzeichnen
Im Laufe der individuellen Schreibentwicklung steigt nach und nach die Anzahl der Fähigkeitskomplexe, die innerhalb des Schreibprozesses koordiniert werden können. Da die kognitive Kapazität des Menschen begrenzt ist, können nicht alle Fähigkeitskomplexe gleichzeitig in den Schreibprozess integriert werden. Die Integration neuer Fähigkeitskomplexe wird erst dadurch ermöglicht, dass durch die weitgehende Automatisierung bereits vorhandener Fähigkeitskomplexe eine kognitive Entlastung stattfindet.
Betrachtet man die kognitive Entwicklung, die zur Meisterung der einzelnen Stadien notwendig ist, genauer, so wird deutlich, dass der Prozess der Literalisierung weit mehr erfordert, als das Erlernen der Laut-Buchstaben-Zuordnung und die Einhaltung orthografischer Normen, da sich schriftliche Kommunikation in einigen wesentlichen Aspekten von mündlicher Kommunikation unterscheidet. Schriftliche Kommunikation ist in der Lage, Raum und Zeit zu überwinden und richtet sich damit an einen nichtanwesenden Leser, dessen Zeigefeld und Kontext sich in aller Regel von denen des Schreibers unterscheiden. Im Prozess der Literalisierung muss man daher lernen, den eigenen egozentrischen Standpunkt zu relativieren und diesen nichtanwesenden Leser mit seinen Bedürfnissen, Verständnisproblemen und möglichen Einwänden zu berücksichtigen. Wann die für diesen Schritt notwendige Dezentralisierung stattfindet und die Fähigkeit, sich in einen abwesenden Leser hineinzuversetzen, erlangt wird, hängt nicht von einem bestimmten Alter ab, sondern allein vom Fortschritt im Prozess der Literalisierung (vgl. Ossner 1995).
Nach Dieter 2006 kann zwischen primären und sekundären Schreibkompetenzen unterschieden werden. Primäre Schreibkompetenzen sind allgemeine, von bestimmten Medien unabhängige Schreibkompetenzen. Aufbauend auf diesen primären Schreibkompetenzen können sekundäre Schreibkompetenzen entwickelt werden. Darunter ist die Fähigkeit zu verstehen Texte zu erstellen, die in Bezug auf Inhalt und Form den Ansprüchen bestimmter schriftbasierter Medien genügen, also z.B. Texte für Zeitungen, wissenschaftliche Zeitschriften oder Websites. Die primären Schreibkompetenzen müssen dabei mit den Kenntnissen über die Funktionsweise des jeweiligen Formats im kommunikativen Prozess und seine technische Handhabung verbunden werden.
Schriftspracherwerb ist ein Begriff der Psychologie und Erziehungswissenschaften für den Entwicklungsprozess von Literalität und schriftsprachlicher Handlungskompetenz. Er integriert die Dimensionen des Ästhetischen, Sozialen und Technischen in ein umfassendes Modell des „Schriftspracherwerbs als Denkentwicklung“
Schriftspracherwerb wurde erstmals 1976 vom Psychologen Egon Weigl gebraucht für die Synthese der Lernaspekte von Lesen und Schreiben und als Erweiterung ihres bis dato verkürzten Verständnisses als Kulturtechniken. Über den Erwerb dieser Techniken hinaus gelten heute ebenso „Inhalte, Bedeutung und Funktion des Geschriebenen […] als konstitutive Elemente für den Erwerb der Schriftsprache.“
Schriftspracherwerb findet durch Erwerb meist inzidentell statt; in Lehr-Lernsituationen auch implizit und ist zu unterscheiden von Modellen des intentionalen Lernens von Lesen und Schreiben. Zugleich gilt es als erwiesen, dass die grundlegenden psychischen Prozesse beim Schriftspracherwerb auch von den konkreten Methoden des frühen Schreib- und Leseunterrichts abhängig sind. Der Begriff hat Eingang in die Grundschul-Rahmenlehrpläne zahlreicher Bundesländer gefunden.
Lautiermethode:
Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts konzipierte der deutsche Grammatiker Valentin Ickelsamer eine Lesemethode, die sich nicht an den Buchstabennamen, sondern den Lauten des gesprochenen Wortes orientiert. Er stellte die Anzahl der unterscheidbaren Laute in direkten Bezug zur Anzahl der Buchstaben eines Wortes. Diese Anlehnung der Schrift an die gesprochene Sprache durch Ickelsamer gilt noch heutigen didaktischen Ansätzen als höchst bedeutsam. Größere Verbreitung fand die Lautiermethode allerdings erst knapp dreihundert Jahre später, nach 1802, durch den bayrischen Schulreformer Heinrich Stephani.
Naturlautverfahren:
Verwandt mit dem Anlautverfahren ist die oft als Naturlautverfahren bezeichnete Methode des Pädagogen Johann Amos Comenius, welches vermeintlich „natürliche“ Laute wie Tierstimmen zur Lautgewinnung heranzog. In seinem Werk Orbis sensualium pictus von 1658 schlug Comenius vor, Lernende sollten Naturlaute nachahmen, um so Laut und entsprechenden Buchstaben in Verbindung zu bringen. Zum Beispiel zeigte er ein Bild einer Krähe, daneben stand „Cornix cornicatur. Die Krähe krechzet. á á | Aa“. Trotz der Kritik, dass menschliche und tierische Laute nur sehr bedingt miteinander verglichen werden können, ist die Naturlautmethode bis heute in Fibeln präsent.
Buchstabier-Methode:
Spätestens seit Erfindung des Buchdrucks wurde Lesen gelehrt nach dem Vorbild der beweglichen Lettern: als ein Aneinanderreihen von Buchstabennamen. Der Lehrgang verlief meist dreistufig. Zunächst wurden die Buchstabennamen des Alphabets auswendig gelernt, um dann einen Fibellehrgang zum Silbenlesen zu durchlaufen. Schließlich wurde das Buchstabieren von Wörtern kombiniert mit dem Silbe- und Ganzwortlesen. Lernende würden das Lernwort Vater etwa wie folgt aussprechen: „Fau-aa: Faa. Tee-ee-er: ter. Faater“. Im Jahr 1872 wurde die Buchstabiermethode in Preußen amtlich verboten.
Anlautmethode:
Ein Zeitgenosse Ickelsamers, der Mainzer Drucker Peter Jordan entwickelte in seinem Werk Leyenschul von 1533 die Lautiermethode weiter, indem er die Anlaute eines Wortes zur Lautgewinnung heranzog. Er schuf dabei die erste Anlauttabelle, welche den Lernenden drei Dinge vor Augen führte: den Buchstaben, ein lautgetreu anlautendes, geschriebenes Wort sowie eine Abbildung (z. B. I – Igel – sowie ein Bild eines Igels). Jordans Anlautmethode wird bis heute in unterschiedlichster Weise angewendet und stetig weiterentwickelt, zu den modernen Varianten zählen Computer-Anlaut-Tastaturen oder kommerzielle Angebote wie die Buchstabenfiguren Die Alphas.
Für das Lesen- und Schreibenlernen wächst die Zahl der Unterrichtsmethoden stetig. Prägend für das 20. Jahrhundert war der sogenannte Methodenstreit zweier grundsätzlicher Positionen: synthetisch (einzelheitlich) versus analytisch (ganzheitlich). Die synthetische Methode (zu der auch die Anlautmethode zählt) nahm den Buchstaben bzw. den einzelnen Laut als Ausgangspunkt, die analytische dagegen größere (Sinn-)Einheiten wie Wörter oder auch kurze Sätze. Zahlreiche empirische Studien konnten bei Lernenden kaum Leistungsunterschiede, wohl aber qualitative Unterschiede in der Fehlerhäufung nachweisen, so dass der Schriftsprachdidaktiker Hans Brügelmann 1997 feststellte, beide Methoden seien „nicht gleich gut, sondern gleich schlecht, um Kindern den Zugang zur Schrift zu eröffnen.“
Synthetische Methode:
Diese Methode verfolgt eine Synthese (= ein Zusammensetzen) von Lauten und Buchstaben zu Silben und Wörtern. Ihr Ablauf wird meist in einer dreifachen Sukzession beschrieben: den Stufen der Lautgewinnung, Lautverschmelzung und der Stufe des zusammenfassenden Lesens. Zur Lautgewinnung zählen u. a. die oben erwähnte Anlautmethode sowie die Naturlautmethode. Letztere wurde zusammen mit der Empfindungslautmethode (z. B. [m:] für „lecker“) auch Sinnlautmethode genannt, da sie versuchen, einzelnen Lauten einen Sinn beizumessen. Die so gewonnenen Laute sollten die Lernenden dann schnell hintereinander aussprechen, was in der Theorie zu einer Lautverschmelzung führt – gegebenenfalls unterstützt durch phonomimische Gebärden. Auf der dritten Stufe des Lesens sind die Lernenden dann fähig, das Ganze des Wortes und seine Bedeutung zu erfassen, bevor sie es aussprechen.
Analytische Methode:
Analytisch-synthetische Methoden:
Als Konsequenz des Methodenstreits sind heute sogenannte analytisch-synthetische Methoden verbreitet, die Aspekte der analytischen wie der synthetischen Methode zu einer neuen Methode integrieren. Gemeinsam im Ablauf ist ihnen, dass Lernende zunächst die Folge der einzelnen Laute eines gesprochenen Wortes erkennen (analysieren), dann den analysierten Lauten Buchstaben zuordnen (eine Phonem-Graphem-Korrespondenz herstellen) und abschließend das Wort schriftlich mittels Buchstaben wieder zusammensetzen (synthetisieren).