Wenn Sie die folgenden Seiten aufmerksam studiert haben und der Meinung sind, dass Ihr Kind unter einer entsprechenden Störung leidet, so vereinbaren Sie doch einfach mit uns einen Termin zu einem unverbindlichen Gespräch und einer Leistungskontrolle entweder telefonisch oder über die Terminanfrage fpr die feststellung einer Lese-Rechtschreibschwäche oder Rechenschwäche.
In Deutschland werden die Begriffe Legasthenie und Lese-Rechtschreibschwäche und die Rechenschwäche größtenteils zusammengefasst unter dem Begriff „Legasthenie“. Auf den folgenden Seiten werden wir der Einfachheit halber ebenfalls diesen Begriff nutzen..
Für uns besteht aber hier ein Unterschied, auch wenn die Symptome in den meisten Fällen gleich sind.
Wir definieren die Legasthenie als eine Behinderung des Lesens oder des Schreibens oder des Rechnens oder deren diverse Kombinationen. Diese stehen in einem direkten Zusammenhang mit der kognitiven Leistungsfähigkeit des Legasthenikers. Die Ursachen sind meistens genetisch bedingt. Bei einer Legasthenie muss der Betroffene leben und lernen, mit ihr umzugehen, auch wenn heute mehr als 90 % der Symptome durch ein intensives strategisches Training behoben werden können.
Die Lese-Rechtschreibschwäche definieren wir eher als eine erworbene Störung der Modalitäten Lesen oder Schreiben oder deren Kombination. Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein. In den meisten Fällen liegt eine Wahrnehmungs- und Verarbeitungsschwäche vor in den unterschiedlichsten Wahrnehmungskanälen. Meistens ist dabei die auditive Wahrnehmung und Verarbeitung betroffen, welche beim schulischen Lernen einen hohen Faktor hat. Zu Beginn des LRS-Trainings stellen wir sicher, dass zunächst die Leistungen betroffener Wahrnehmungskanäle an die jeweilige Alterserwartung des Kindes angepasst wird. Erst danach ist es sinnvoll, Defizite in den Schriftsprachleistungen zu beheben. Je nach Schwere der Störung ist mit einer Trainingsdauer zwischen 20 und 60 Trainingseinheiten zu rechnen. Die Lese-Rechtschreibschwäche kann je nach Mitarbeit des Betroffenen bis zu 100 % behoben werden.
Die Rechenschwäche definieren wir eher als ein Zwischending von kognitiver Leistungsfähigkeit und Wahrnehmungsschwächen. In den meisten Fällen ist nicht die Rechenoperation an sich betroffen. Der Betroffene hat eher Schwierigkeiten, das System der Zahlen analytisch zu erfassen. Mengen, Größen und Maße können schwer nachvollzogen werden. Die Behebung der Rechenschwäche gestaltet sich deutlich schwieriger als ein Training des Lesens und Schreibens. Aber auch hier ist der Trainingserfolg sehr hoch. Isoliert werden muss von der Rechenschwäche eine Problematik bei Textaufgaben. Hier sind eher die Modalitäten Lesen und Lesesinnverständnis ausschlaggebend.
Häufig findet sich im Zusammenhang mit der Störung eine Konzentrationsschwäche, ein Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS), sowie eine Hyperaktivität bzw. Hypoaktivität. Zusätzlich zum Legasthenietraining sollte immer abgeklärt werden, inwiefern eine Verhaltens- oder Konfliktbewältigungstherapie durchgeführt werden kann.
In den meisten Testbatterien werden Intelligenztests durchgeführt. Von einer Legasthenie wird nur dann gesprochen, wenn der Betroffene über eine überdurchschnittliche Intelligenz verfügt. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass die Symptome bei durchschnittlich und minderbegabten Kindern ebenso auftreten. Somit muss diesen Betroffenen ebenso ein spezielles Training zugestanden werden und sie nicht in die „Schublade der Dummheit“ geschoben werden.
Leider wird die Legasthenie und die Lese-Rechtschreibschwäche sowie die Rechenschwäche von den Krankenkasse nicht als Störung des Sprachsystems anerkannt und daher ist auch das Training eines Logopäden oder Lese-Rechtschreib-Trainers nicht im Leistungskatalog vorhanden. Jedoch wird die Störung als psychologische Komponente anerkannt und kann über die Krankenkasse von Psychologen abgerechnet werden. Unserer Meinung nach ist die Störung aber eher dem Tätigkeitsbereich eines speziell dafür ausgebildeten Therapeuten oder Pädagogen zuzuschreiben. Wogegen der Psychologe die mit der Störung verbundenen Verhaltensstörungen behandeln sollte.
Ebenso schwierig ist die schulische Situation. Hier gibt es für jedes Bundesland einen anderen mehr oder weniger kompetenten und ausführlichen Legasthenieerlass, durch den die Integration und das Leistungsvermögen innerhalb des Schulsystems verbessert werden soll. Es besteht hierauf jedoch kein Anspruch, vielmehr wird von Schule zu Schule unterschiedlich entschieden und der Erlass nur als Vorschlag angesehen.
Teilleistungsstörungen meinen Leistungsdefizite in begrenzten Funktionsbereichen (ein starkes Abweichen von der Norm), die trotz normaler Intelligenz und körperlicher und seelischer Gesundheit auftreten. Teilleistungstörungen bleiben meist auch bei spezieller Förderung über viele Jahre bestehen.
Teilleistungsstörungen zeigen sich bereits in frühen Jahren und sind unbehandelt eine oft unüberwindbare Barriere für spätere Entwicklungen. Ein nicht geringer Teil aller Kinder durchläuft ein Phase von solchen Störungen, allerdings ist das Ausmaß der Defizite in der Regel so gering, dass eine normale Schulentwicklung nicht behindert wird. Oft werden in der Jugend Schwächen in bestimmten Bereichen durch Stärken in anderen Bereichen kompensiert oder verlieren sich beim Übertritt ins Erwachsenenalter. Weitgehend unproblematisch hinsichtlich sozialer und beruflicher Perspektiven verlaufen Störungen der Feinmotorik und leichte Artikulationsstörungen (z.B. Stottern). Andere Störungen wie Legasthenie (Lese-Rechtschreibschwäche), Dyskalkulie (Rechenschwäche) und ausgeprägte Sprachstörungen bedürfen einer Behandlung, da sie den schulischen Erfolg und später die beruflichen Karrierechancen erheblich gefährden können.
Unter der Legasthenie (altgr.: λέγειν legein „sprechen“ [hier „lesen“, „schreiben“, „auslegen“] und ἀσθένεια astheneia „Schwäche“; unfähig-sein-auszulegen, Lese-Rechtschreibstörung; Lese-Rechtschreib-Schwäche; Lese-Rechtschreib-Schwierigkeit; LRS) versteht man eine massive und lang andauernde Störung des Erwerbs der Schriftsprache. Die betroffenen Personen (Legastheniker) haben Probleme mit der Umsetzung der gesprochenen zur geschriebenen Sprache und umgekehrt. Als Ursache werden eine genetische Disposition, Probleme der auditiven und visuellen Wahrnehmungsverarbeitung, der Verarbeitung der Sprache und vor allem der Phonologie angenommen. Die Störung tritt isoliert und erwartungswidrig auf, d. h. die schriftsprachlichen Probleme entstehen, ohne dass es eine plausible Erklärung wie eine generelle Minderbegabung oder schlechte Beschulung gibt. Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie geht davon aus, dass in Deutschland 4 % der Schüler von einer Legasthenie betroffen sind. Bei frühzeitiger Erkennung können die Probleme meist kompensiert werden; je später eine Therapie ansetzt, desto geringer sind in der Regel die Effekte.
Gemäß der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10, der Weltgesundheitsorganisation WHO) wird zwischen der Lese-Rechtschreibstörung (F81.0), der isolierten Rechtschreibstörung (F81.1) und einer kombinierten Störung schulischer Fertigkeiten (F81.3) unterschieden. Zu Beginn des Schriftspracherwerbs können Probleme beim Aufsagen des Alphabets, der Benennung von Buchstaben oder dem Bilden von Reimen auftreten. Später zeigen sich Leseprobleme, die folgende Formen annehmen können:
Ebenso können Probleme im Leseverständnis auftreten, die sich folgendermaßen äußern:
Diese Lese- und Rechtschreibfehler sind nicht nur typisch für Kinder mit Legasthenie. Alle Kinder, die das Lesen und Schreiben erlernen, machen anfänglich die gleichen Fehler in verschieden starkem Ausmaß. Bei den meisten Kindern nehmen die Probleme jedoch sehr rasch ab und verschwinden schließlich weitgehend. Kinder mit Legasthenie machen die Fehler wesentlich häufiger und die Probleme bleiben über lange Zeit stabil. Auffällig ist die enorme Inkonstanz der Fehler: Weder ist es möglich, stabile Fehlerprofile zu ermitteln, noch gibt es eine bestimmte Systematik der Fehler. Ein und dasselbe Wort wird immer wieder unterschiedlich falsch geschrieben.
Auch wenn eine Legasthenie nicht anhand der Fehlertypen diagnostiziert werden kann, so hat sich doch unter therapeutischen Gesichtspunkten eine Unterteilung der Fehler in die folgenden Fehlerarten als hilfreich erwiesen:
Da es sich in der Praxis bewährt hat, eher auf den Stärken als auf den Schwächen der Schüler aufzubauen und vor allem auf ein positives Arbeitsklima Wert zu legen, sollten Fehlerbeobachtungen diskret und im Hintergrund durchgeführt werden.
Zur Entstehung einer Legasthenie können vielfältige Ursachen beitragen, wobei in aller Regel verschiedene Faktoren zusammenwirken. Andererseits führen einzelne Einflüsse, wie etwa eine genetische Disposition nicht zwangsläufig zur Herausbildung einer Lernstörung, sondern können durch präventive Maßnahmen im Vorschulalter und weitere intensive Betreuung während der gesamten Schul- und Ausbildungszeit kompensiert werden.
Derzeit werden unter anderem die folgenden Ursachen diskutiert:
1. Genetik: Da Legasthenie in Familien gehäuft auftritt, wird in jüngerer Zeit verstärkt eine genetische Komponente diskutiert. Da die Konkordanz für Legasthenie bei eineiigen Zwillingen 68 %, bei zweieiigen Zwillingen hingegen nur 38 % beträgt, ist ein substantieller genetischer Einfluss nicht von der Hand zu weisen. Man vermutet eine polygenetische Ursache mit Bezug zu den Chromosomen 2, 3, 6, 18 und vor allem 15. Ein deutsch-schwedisches Forscherteam hat 2006 auf dem 6. Chromosom ein Gen mit der Bezeichnung DCDC2 identifiziert (GeneID 51473), das mit Legasthenie anscheinend deutlich korreliert ist. Es wird angenommen, dass dieses Gen bei der Entwicklung des Gehirns und dabei insbesondere bei der Migration der Nervenzellen im fetalen Gehirn eine Rolle spielt.[3] Daneben werden aber auch noch verschiedene andere Gene als Ursache der Legasthenie diskutiert, sodass derzeit nicht von einer monogenetischen Ursache ausgegangen werden kann.
2. Neurologie: Bereits Neugeborene aus Risikofamilien zeigen abweichende Hirnstrommuster bei der Darbietung sprachlicher und nicht-sprachlicher akustischer Stimuli. Auch bei Schülern und Erwachsenen mit Legasthenie konnten mit Hilfe von bildgebenden Verfahren beim Lesen Abweichungen der Aktivierungsmuster in der Großhirnrinde nachgewiesen werden. Diese betreffen vorwiegend die sprachverarbeitenden Zentren im Schläfen- und Stirnlappen der linken Hirnhälfte, in der im Vergleich zu nicht-legasthenen Personen andere Aktivierungszentren und -lokalisationen zu finden sind. Man beobachtete auch, dass die zuständigen Hirnzentren nicht ausreichend synchron arbeiten oder nicht ausreichend vernetzt sind. Weiterhin liegen Hinweise auf ein Defizit in der Verarbeitung schneller Folgen von Stimuli vor, das auf eine weniger effiziente Erregungsweiterleitung in der Seh- und Hörbahn zurückzuführen ist.
3. Wahrnehmungs- und Blickfunktionsstörungen: Störungen der auditiven und/oder visuellen Wahrnehmungen sowie Störungen der Blicksteuerung können zu einer Legasthenie und Dyskalkulie beitragen, auch wenn periphere Hör- und Sehprobleme Ausschlusskriterien einer Legasthenie-Diagnose sind. Die Blicksprünge (Sakkaden) von Kindern mit Legasthenie sind oft zeitlich unpräziser als diejenigen gleichaltriger Kinder, und bis zu 60% der legasthenischen Kinder haben Probleme, ihren Blick bewusst präzise so zu steuern, wie es beim Lesen von Text nötig ist (siehe auch Punkt 2. Neurologie).
4. Risikofaktor Sprachentwicklungsverzögerung: Kinder durchschreiten meistens mit ca. 18 bis 24 Monaten die 50-Wort-Grenze und beginnen, Zwei-Wortsätze zu verwenden. 13 bis 20% der Kinder verfügen jedoch auch im Alter von 24 Monaten noch nicht über 50 Wörter. Diese Kinder bezeichnet man als „late talkers“, zu Deutsch „Spätsprecher“. Etwa die Hälfte der „late talkers“ holt den Entwicklungsrückstand bis zu einem Alter von drei bis vier Jahren wieder auf (sog. „late bloomers“ zu Deutsch „Spätblüher“), bei der anderen Hälfte manifestiert sich eine Sprachentwicklungsstörung. Bei etwa 50% der Kinder mit einer Sprachentwicklungsverzögerung tritt wiederum in der Folge eine Legasthenie auf. Man kann also sagen, dass ca. 1/4 der Kinder, die im Alter von 24 Monaten noch keine 50 Wörter verwenden können und noch nicht in Zweiwortsätzen sprechen, später eine Legasthenie entwickeln.
5. phonologische Informationsverarbeitung: Die phonologische Bewusstheit ist der wichtigste Einzelprädiktor (= Merkmal mit Vorhersagekraft) der Leseentwicklung, und es konnte ein enger Zusammenhang zwischen ihr und der Rechtschreibleistung nachgewiesen werden. Etwa zwei Drittel der Kinder, die später eine Lese-Rechtschreibstörung entwickeln, können bereits im Vorschulalter oder zum Zeitpunkt der Einschulung anhand von Schwächen der phonologischen Bewusstheit erkannt werden.
6. häusliche Lesesozialisation: Kinder aus schwächeren sozialen Schichten haben ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Lese-Rechtschreibschwäche. Ungünstige sozioökonomische Verhältnisse führen aber nicht zwangsläufig zu Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben. Wichtig ist auch der häusliche Fernsehkonsum. Während sich „Normalseher“ (ca. eine Stunde täglich) von „Wenigsehern“ hinsichtlich Lese-Rechtschreibleistung und Leseverständnis nicht unterscheiden, schneiden „Vielseher“ (ca. zwei Stunden täglich und mehr) in allen Bereichen gravierend schlechter ab. Dabei spielt vor allem die Qualität des Fernsehprogramms und weniger die Dauer eine Rolle. Diese Unterschiede zwischen Viel- und Wenig-Sehern verstärken sich im Laufe der Schulzeit.
Besteht ein Verdacht auf Legasthenie, so müssen zunächst organische Ursachen wie das Vorliegen einer Schwerhörigkeit oder Fehlsichtigkeit (Sinnesbeeinträchtigung) ausgeschlossen werden. Hierzu muss das Kind von einem Facharzt untersucht werden. Mit den Eltern sollten ungünstige Rahmenbedingungen abgeklärt werden, wie das Vorliegen seelischer und psychischer Belastungen beispielsweise aufgrund der Trennung der Eltern, unangemessener Leistungsdruck, die häusliche Arbeits- und Wohnsituation, der Fernsehkonsum usw. Unter Umständen können bereits an dieser Stelle Ursachen für die Leistungsproblematik identifiziert und behoben werden.
Kann keine Ursache der Schwierigkeiten gefunden werden, sollte als nächstes sowohl der Leistungsstand des Kindes als auch das Leistungsprofil erfasst werden. Hierzu gibt es eine ganze Reihe standardisierter Verfahren, mit denen die Leistung des Kindes sehr genau beurteilt werden kann.
Zur Abgrenzung zwischen allgemeinen Problemen im schriftsprachlichen Bereich und der Teilleistungsstörung Legasthenie wird neben der Leistung in Lese- und Rechtschreibtests außerdem die Leistung in einem Intelligenztest herangezogen. Eine Legasthenie wird dann diagnostiziert, wenn bei schwacher schriftsprachlicher Leistung eine deutlich höhere Intelligenzleistung vorliegt. In der Regel liegt der Testwert des Schriftsprachtests 1,5 Standardabweichungen (-1,5s) unter der altersgemäßen Leistung, bestimmt anhand des IQ, oder in neueren Publikationen anhand eines Regressionsansatzes. Diese Diskrepanzkriterien sind Gegenstand kontroverser Debatten, da allgemein leseschwache Kinder sich in ihrem Fehlerprofilen nicht von Legasthenikern unterscheiden und beide Gruppen unabhängig von der Intelligenz gleichermaßen von Fördermaßnahmen profitieren.
Legasthenie kann sehr effektiv behandelt oder die Lernsituation kann verbessert werden, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Am erfolgreichsten sind präventive Maßnahmen vor dem eigentlichen Schriftspracherwerb oder im ersten Schuljahr. Diese präventiven Maßnahmen basieren auf der Diagnose und Förderung der phonologischen Bewusstheit. Idealerweise sollten potentielle Schwierigkeiten erkannt und angegangen werden, bevor Probleme im Schriftspracherwerb überhaupt in Erscheinung treten. Eine Legasthenie besteht aber ein ganzes Leben lang und „wächst sich nicht aus“.
Bleiben bei einem Kind dauerhafte Probleme in der Schriftsprache bestehen, so empfiehlt es sich, so frühzeitig wie möglich mit der Förderung zu beginnen. Interventionsmaßnahmen entfalten ihre größte Wirkung in den beiden ersten Grundschulklassen, danach chronifizieren die Probleme sehr rasch. Im deutschen Sprachraum sind die folgenden Trainingsprogramme anerkannt (Empfehlung des Bundesverbands Legasthenie) und z. T. wissenschaftlich überprüft:
Diese Verfahren führen je nach Alter des Kindes und der individuellen Symptomatik zu Verbesserungen der Lese- und/oder Rechtschreibleistung. Meist wird aber kein durchschnittliches Schriftsprachniveau erreicht und bei einem Teil der Kinder bestehen die Probleme trotz intensiver, langjähriger Förderung fort. Wesentlich effektiver ist heute das Training duch einen ausgebildeten Legasthenietrainer bzw. Logopäden. Dieser sollte jedoch eine fundierte Ausbildung erhalten haben und sich seine Kenntnisse nicht nur in einem „Wochenendkurs“ erworben haben. Für unsere Praxis haben wir eine speuielle Therapieform entwickelt, die sich aus den Bestandteilen der o. g. mpfehlungen zusammensetzt und immer weiter verbessert werden. In diesen Fällen hat die Entlastung des betroffenen Schülers vom schulischen Notendruck Priorität. Da eine Legasthenie häufig von einer massiven Sekundärproblematik wie z. B. Schulangst begleitet wird, ist oftmals eine Ergänzung durch zusätzliche psychologische Interventionen nötig. Die Behandlung von Begleitstörungen beinhaltet unter anderem:
Klarzustellen ist, dass eine Legasthenie nicht nach rein pädagogischen oder heilpädagogischen Richtlinien behoben werden kann, da ja genau hier das Kind die angebotenen Lehrmethoden nicht verarbeiten kann. Wir arbeiten mit einem Programm, dass sowohl die Psyche, die kognitiven Fähigkeiten, die pädagogischen Aufnahmemöglichkeiten als auch den Menschen mit seinen evtl. gesundheitlichen Problemen einbezieht.
Eine korrekte Beherrschung der Schriftsprache gilt in der heutigen Gesellschaft als Indiz für Bildung und Intelligenz. Das ist vermutlich der Grund, weswegen Kindern und Jugendlichen mit Legasthenie lange Zeit eine höhere Schulbildung versagt und diese als dumm oder faul stigmatisiert wurden. Dabei warnte selbst Konrad Duden, der Initiator der Vereinheitlichung der Orthografie der deutschen Sprache vor einer Überbewertung derselben:
„Im Unterschied zu anderen sprachlichen Leistungen geht es bei der Rechtschreibung nicht um freie phantasievolle Tätigkeit, sondern um die peinlich genaue Beachtung von Normen, die nur teilweise sachlogisch gerechtfertigt sind. Selbst Konrad Duden war sich der Problematik der Rechtschreibpraxis gerade im Hinblick auf den Schulunterricht voll bewusst. Er warnte davor,dass durch nutzlose Gedächtnisbelastung dem Kind die Lust am Lernen geraubt werde, und stufte die deutsche Rechtschreibung als regelrecht verdummend ein, da sie Verstand und Gedächtnis in einen dauerhaften gegenseitigen Kampf zwingt.“ (siehe – Wolfgang Schneider, 1997, S. 330)
1999 erließ Bayern als erstes Bundesland den sog. Legasthenieerlass, in welchem Schülern mit diagnostizierter Lese-Rechtschreibstörung weitreichende Rechte eingeräumt wurden, darunter Zeitzuschläge von bis zu 50 % und Notenschutz bei schriftlichen Arbeiten. Mittlerweile hat jedes Bundesland einen eigenen Erlass herausgegeben, und auch die deutsche Kultusministerkonferenz nahm sich 2003 dieser Thematik an. Die Vorschriften der Erlasse variieren von Bundesland zu Bundesland sehr stark, sodass es notwendig ist, sich in den betreffenden Erlass gezielt einzuarbeiten. Generell ist die grundsätzliche Gewährung folgender Nachteilsausgleiche sinnvoll:
Jeder legasthene Schüler hat verschiedene Stärken und Schwächen, auf die man mit besonderen Hilfsmitteln und Technologien reagieren kann. Dabei gibt es keine universell anwendbare Lösung für alle Probleme, aber eine behutsame Auswahl der richtigen Ausrüstung und passenden Software wird es jedem Betroffenen leichter ermöglichen, Kompensationsstrategien zu entwickeln, um dadurch auf die Dauer selbständig arbeiten zu können.
Maßnahmen zur Unterstützung legasthener Schüler:
1. Unterstützung, Beratung, Hilfe und Annahme von Eltern, Schule und Fachleuten zum Erkennen und zur Bestimmung seines eigenen Lernstils. Hier müssen Eltern, Schule, Schulärzte, Schulpsychologen und Fachärzte zunächst einmal zusammenarbeiten, um zu erkennen, wo das Problem liegt. Ohne vorhergehende Anamnese kann Hilfe ins Leere greifen.
2. Lernstrategien, die die Schwächen auf der einen Seite durch Stärken auf der anderen Seite ausgleichen.
3. Ein multisensorisches Umfeld, in dem möglichst alle Sinnesorgane wie Hören, Sehen, haptische Erfahrungen (Fühlen, Greifen), und daneben Gedächtnis, Konzentration, sprachliche Fähigkeiten im Zuhören, Antworten und Gespräch gefördert werden. Hilfsmittel: Umgang mit entsprechenden Computerprogrammen, Hörbücher, Vorlesen, und Lernprogramme, die reichhaltig angeboten werden für LRS-schwache Schüler.
4. Später kann man größere Programme mit automatischer Fehlerkorrektur einsetzen oder sogar ein Vorlese-Programm benutzen, bei dem der Computer das Lesen übernimmt. Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie arbeitet auf seiner Website zum Beispiel mit dem „ReadSpeaker“, und es gibt einen „Reading Pen“, der auch für die Fremdsprachen interessant ist. Zu den meisten Schulbüchern gibt es heute passende Software, die für legasthene Schüler eine ganz besondere Hilfe darstellt. Manchmal reicht auch eine mit dem Scanner erstellte Textvergrößerung oder eine bestimmte „Farbfolie für Legastheniker“, die das Lesen viel angenehmer macht.
5. Die wichtigste Aufgabe der Betreuer ist es, die jeweils notwendigen Technologien bereitzustellen und den Schüler damit vertraut zu machen. Natürlich wird es auch weiterhin wichtig sein, die Schulen und Lehrer um Unterstützung zu bitten, damit Legastheniker ihre besonderen Hilfsmittel, wie etwa einen Laptop, besondere Arbeitsanleitungen oder ein Aufnahmegerät, auch im Klassenraum benutzen können.